Wie wir alle wissen, kann man in jungen Jahren von einer Begeisterung gepackt werden, die gewöhnlich nur kurz anhält, manchmal aber auch ein Leben lang währt.

So ging es mir mit meinem ersten Vogel, ein Rabenkrähennestling namens "Fillo", welchen ich im Alter von elf Jahren von Hand aufzog und so meine ersten Erfahrungen mit einem "größeren" Vogel machen konnte. Fillo begleitete meine Kindheit freifliegend ganze zwei Jahre. Da Rabenvögel wahrlich keine leisen Vertreter der Vogelwelt sind und ein Teil der Nachbarschaft wenig Verständnis für seinen Spieldrang zeigte, mußte ich mich unter Tränen von meinem schwarzen Freund verabschieden. Da es nicht möglich ist, handzahme Rabenvögel einfach auszuwildern, wurde Fillo an einen Wildpark mit einer großen Rabenvogelvoliere abgegeben.

Meine ersten Begegnungen mit Greifvögeln und mit der Falknerei hatte ich auf Falkenhöfen. Fünfzehn Jahre später nach abgeschlossener Schul-und Berufsausbildung erfüllte sich mein langersehnter Wunsch, ich wurde nach erfolgreich abgelegter Falkner- und Jägerprüfung Berufsfalkner am Bayerischen Jagdfalkenhof in Schillingsfürst. Hier hatte ich die Möglichkeit, alles über Greifvogelzucht, Kunstbrut und den Umgang mit diesen äußerst sensiblen Geschöpfen zu erlernen.

Nach vier wunderschönen Jahren bekam ich vom Tiergarten Nürnberg das Angebot als Zootierpfleger im Vogelrevier zu arbeiten. Der Tiergarten Nürnberg beherbergt einen sehr großen Bestand mit verschiedenen Varianten von Greifvögeln unter anderem auch die aus Südamerika stammenden Harpyien. Diese gewaltigen Adler bestechen schon alleine durch ihr Aussehen. Ich konnte dort mein ganzes Wissen über Kunstbrut und Greifvogelzucht einsetzen. Mein beruflicher Höhepunkt war die Aufzucht einer jungen Harpyie zusammen mit ihrer Mutter. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl vom stärksten Greifvogel der Welt als Partner anerkannt zu werden.

Im Tiergarten Nürnberg konnte ich schließlich noch meine Gesellenprüfung zum Zootierpfleger ablegen und so meine Erfahrungen im gesamten Bereich der Tierpflege erweitern. Nach acht Jahren falknerischer Abstinenz fehlte mir der Umgang mit freifliegenden Greifvögeln so sehr, daß ich beschloss, in das Altmühltal nach Riedenburg zu ziehen um dort am Falkenhof Schloß Rosenburg wieder als Berufsfalkner zu arbeiten. Nach zwei Jahren habe ich mir dann den Traum einer eigenen kleinen Eventfalknerei erfüllt. Am Ende des Tages begeisterte Gäste mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, welches die "Faszination Greifvogel" wiederspiegelt zu verabschieden und meine Vögel gesund und wohlgenährt nach ihren Freiflügen in ihren Volieren stehen zu sehen, erfüllt mich mit tiefster Zufriedenheit. Einfach nur "Vogelwild"...